Was ist eine »Netti­kette«? Der Begriff ist die Fusion aus »nett« und einem »Kodex« (≈ Eti­kette). Hin­ter einer Netti­kette steckt die Idee, zum Bei­spiel für einen Dia­log, aber auch Dis­pute eine umgäng­li­che Basis zu schaffen.

 

Gegen­sei­tig­keit: freund­li­cher und höf­li­cher Umgang. Immer schon und heute mehr denn je braucht es eine Erin­ne­rung daran, was eine jede/r selbst nicht »gerne hat«. Und daher ande­ren nicht antun sollte. Die lei­der oft arg auf­ge­la­dene und bis­wei­len impul­sive Streit-Un-Kul­tur der­zeit sollte einen nicht ver­lei­ten, sich ihr anzu­schlie­ßen. Mit Blick auf die im Fokus der Semi­nare von mir, Dr. Sönke Hahn, ste­hende Medien‑, gar Welt­kompetenz sei dar­auf ver­wie­sen, nicht nur redak­tio­nelle Medien und ihre Macher tra­gen Ver­ant­wor­tung. Denn im Zuge mobi­ler End­ge­räte wird jede/r mehr denn je zum Pro­du­zen­ten. Wenn damit — mit dem blo­ßen »Kön­nen« — pro­fes­sio­nelle Fähig­kei­ten sehr wohl nicht auto­ma­tisch ein­her­ge­hen oder in Gänze vor­aus­zu­set­zen sind: Ver­ant­wor­tung — auch hin­sicht­lich eines sozia­len Mit­ein­an­ders — trägt nun mehr denn je jede/r. Auch oder gerade in der ten­den­zi­el­len Anony­mi­tät des Inter­nets. Übri­gens: Bereits im Klei­nen lässt sich eine Basis schaf­fen, für einen guten Aus­tausch: ange­fan­gen bei einer ver­nünf­ti­gen Anrede zum Bei­spiel. Natür­lich ist ein freund­li­cher Umgang kein Garant, alle Pro­bleme zu lösen. Er kann aber ein Weg­be­rei­ter sein. Und damit das Poten­zial bie­ten, Pro­bleme unse­rer Zeit, genauso wie kon­krete Pro­jekte erfolg­rei­cher — in kom­mer­zi­el­ler Hin­sicht, in Sachen Bil­dungs­ver­mitt­lung, mit Blick auf ein nach­hal­ti­ges Mit­ein­an­der — anzugehen.

Respekt­voll, kon­struk­tiv und fun­diert: Kri­tik oder Anre­gun­gen. Bei­des ist essen­ti­ell — wohl für jeden Men­schen und jede Pro­fes­sion. Daran kann man wach­sen. Dazu soll­ten Anmer­kun­gen aber ein Fun­da­ment haben. Klar, jeder hat eine Mei­nung. Doch nicht jede die­ser Mei­nun­gen ist fun­diert. Auch das ist nichts per se Schlim­mes: Nie­mand weiß und kann alles. Inso­fern bzw. ganz im Gegen­teil: Es ist gut, sich über viele Dinge Gedan­ken zu machen — auch jen­seits der eige­nen Pro­fes­sion. Wenn man denn Respekt ande­ren gegen­über wal­ten lässt und um ein ten­den­zi­el­les Fun­da­ment bemüht ist: Also, etwas abzu­ur­tei­len, was nicht so wirk­lich ergrün­det wurde, ist ein­fach, sozial und demo­kra­tisch aller­dings ein Feh­ler. So wie man es für sich selbst wünscht, wie man es sich selbst erhofft, kri­ti­siert zu wer­den, das ist ein guter Leit­fa­den für Kri­tik und Anre­gun­gen ande­ren gegenüber!

Nicht per­sön­lich wer­den: kein Mob­bing, Bul­ly­ing oder Hass. Das sich ggf. keine Eini­gung zu einem Thema ein­stellt, ist nichts Unge­wöhn­li­ches. Nicht immer ist ein Kom­pro­miss in jedem Detail mög­lich. Ja, schon ein Blick auf Kunst und Werke der Welt­li­te­ra­tur etc. zeigt, Kon­flikte in unter­schied­li­cher Trag­weite fin­den sich in gewis­sem Level über­all und in uns allen. Und sie üben offen­sicht­lich eine gewisse Fas­zi­na­tion aus. Umso wich­ti­ger ist es, Akzep­tanz, min­des­tens Tole­ranz wal­ten zu las­sen. Kei­nes­falls ist ein Gegen­über per­sön­lich anzu­ge­hen: Denn Wis­sen oder Cha­rak­ter oder Aus­se­hen oder andere Über­zeu­gun­gen, gar die Lieb­lings­kau­gummi-Sorte betref­fend lässt sich bei jedem/r etwas fin­den, das als will­kür­li­che Ziel­scheibe die­nen könnte, um den eige­nen Frust abzu­bauen. Gehen Sie voran, unter­las­sen Sie Derartiges.

Daten­schutz beach­ten und Wer­bung im Zaum hal­ten. In der Daten­schutz­erklärung fin­den Sie beschrie­ben, wie mit Ihren Daten im Falle einer Kon­takt­auf­nahme umge­gan­gen wird. Bloße Fra­gen oder ein Aus­tausch wer­den in jedem Fall nicht zur unauf­ge­for­der­ten Über­sen­dung von News­let­tern oder Ähn­li­chem genutzt. Umge­kehrt bedeu­tet dies, dass die von mir ange­ge­be­nen Kon­takt­da­ten nicht dazu die­nen dür­fen, mir unauf­ge­for­dert Wer­bung zukom­men zu las­sen. Der­ar­tige Anfra­gen und Nach­rich­ten wer­den gar nicht oder nur nach Abwä­gung beant­wor­tet. Klar, heute gibt es nicht mehr die Kanäle, anhand derer man »alle« erreicht. Umso schwe­rer fin­den sich Kon­takte. Koope­ra­ti­ons­an­ge­bote sind oft eine Grat­wan­de­rung zw. Wer­bung und Enga­ge­ment — deren Beant­wor­tung wird daher im Ein­zel­fall abge­wo­gen, ins­be­son­dere abhän­gig vom Volu­men etwai­ger Zusen­dun­gen. Übri­gens, das ist auch ein Pro­blem von Pres­se­mit­tei­lun­gen — reine Selbst­pro­mo­tion ist zu oft plump, ein Mehr­wert sollte daher gebo­ten werden.

Bevor­mun­dung durch Netti­kette? Ganz im Gegen­teil. Die Welt war schon immer viel­fäl­tig. Nun fällt die­ser Umstand immer mehr auf (via Kom­mu­ni­ka­tion mit der gan­zen Welt), nun fal­len (gesell­schaft­li­che und gesetz­li­che) Restrik­tio­nen oder illu­so­ri­sche (weil nur dem Anschein nach die eine große Gemein­schaft zele­brie­rende) Ver­ein­heit­li­chungs­me­dien ver­lie­ren an Bedeu­tung (z. B. die zwei Kanäle im Fern­se­hen bis in die 1980er hin­ein). Folg­lich kön­nen Men­schen spä­tes­tens nun ihre Indi­vi­dua­li­tät zei­gen und leben. Es gibt zahl­rei­che spe­zi­fi­sche Kanäle und Ange­bote für sie. Eine Kon­se­quenz dar­aus — und die ist völ­lig wert­neu­tral zu ver­ste­hen — ist, dass die Ver­stän­di­gung zw. Men­schen noch kom­pli­zier­ter wird. Sie alle ken­nen das: Ein und das­selbe Wort wird in Ihrem Beruf so, von Ihren Freun­den aus einer ande­ren Bran­che ganz dif­fe­rent ver­stan­den. Inso­fern ist es immer wie­der not­wen­dig, ein paar Spiel­re­geln — einem Rei­se­füh­rer ähn­lich — auf­zu­stel­len. Das gibt allen Betei­lig­ten ten­den­zi­ell Sicher­heit, wie mit­ein­an­der umzu­ge­hen ist. Selbst in Bezug auf einen ein­fa­chen Dia­log. Und wei­ter­ge­dacht: Diese klei­nen Regeln unter­stüt­zen uns, in Frei­heit und Frie­den zu leben. Übri­gens lässt sich dies auch auf Bewer­bungs­ver­fah­ren oder die Unter­neh­mens-Kom­mu­ni­ka­tion über­tra­gen: Sie duzen sich und Ihre Bewer­ben­den? Warum nicht! Allein Ihre Ent­schei­dung! Set­zen Sie das Ver­ständ­nis dafür aber nicht vor­schnell bei ande­ren vor­aus. Erklä­ren Sie ihr Vor­ge­hen, um Miss­ver­ständ­nisse zu ver­mei­den — dazu im Rah­men mei­ner Bera­tung und in mei­nen Semi­na­ren mehr.

Ich freue mich auf Kom­mu­ni­ka­tion mit Ihnen in die­sem Sinne,

Ihr Sönke Hahn